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Buchrezension: Susanne Gaschke, Die Emanzipationsfalle – erfolgreich, einsam, kinderlos

von Barbara Hofmann-Huber am 26. Juni 2006

Wenn Frauen erkennen, dass sie mit dem Wunsch nach Kindern nicht nur ein privates Bedürfnis haben, sondern auch die Bereitschaft, für die Gesellschaft einen Beitrag zu leisten, so ist ein Ziel der Autorin erreicht. Ihr Anliegen ist es, das Thema der Verantwortung für sich und für die Gesellschaft mit der Kinderfrage zu verknüpfen. Frauen übernehmen schon heute vielfache und vielseitige Verantwortung in Beziehungen. Um durch eigene Kinder die Reproduktion und die Zukunft der Gesellschaft zu sichern, ist vor allem gesellschaftliche Wertschätzung nötig. Damit das Leben mit Kindern nicht zu Lasten der einzelnen Frauen geht, müssen einerseits die Frauen selbst die Rahmenbedingungen für die Mutterschaft verhandeln, andererseits bedarf es eines Umdenkens innerhalb der beruflichen Welt dahingehend, dass die Familienarbeit in ihren Qualifizierungsmomenten erkannt und anerkannt wird.

Die Frauenbewegung der 70er Jahre hat die Voraussetzung erkämpft 1.) für die Selbstbestimmung der Frauen bezüglich der Kinderfrage und 2.) für eine gute Ausbildung von Frauen, die verhindert, dass Muttersein mit finanzieller Abhängigkeit vom Partner oder Ehemann identisch ist. Die Aufgabe der heute 20- bis 40-Jährigen ist es, Wege zu finden, sich und der alternden Gesellschaft den Wunsch nach mehr Kindern zu erfüllen. Selbstbewusstsein und Verhandlungsgeschick dem jeweiligen Partner als auch Arbeitgeber gegenüber sind dazu nötig, aber auch das Einlassen auf Gefühle und auf Unbekanntes in der Begegnung mit einem eigenständigen Wesen, das den langen Lebensweg (eine Lebenserwartung von 90 Jahren vorausgesetzt) mit einem verbunden bleibt. Voraussetzung ist auch, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen, gerade im beruflichen Bereich, und zwar sowohl wenn Frauen die Option des Mutter-Seins mit in ihr Leben integrieren, als auch wenn sie ihr Beziehungspotential auf anderen Wegen einbringen. Denn in allen Gesellschaften ist die Entscheidung für ein Kind leichter gewesen, wenn auch Nicht-Eltern verständnisvoll mit begleitet haben.

Mut zum Kind zu machen ist das gute Ansinnen dieses Buches. Kinder zu haben, als den besseren Weg im Erwachsenenleben zu beschreiben ignoriert jedoch die vielfältige Innovation für gesellschaftliches Miteinander, die von Nicht-Eltern ausgeht. Das Buch ist wichtig damit vor allem die jungen, gut ausgebildeten Frauen bestärkt werden, die Mutter werden wollen, sich das zuzutrauen. Und das in dem Wissen, dass jeder neue Schritt Risiken birgt, dass Kinder aber vor allem Chancen sind auf eine einzigartige und liebevolle Begegnung.

C. Bertelsmann Verlag 2005
ISBN 3-570-00821-5

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