von Barbara Hofmann-Huber am 26. April 2004
Neid, Rivalität und destruktiv gelebte Konkurrenz zwischen Frauen sind das Thema, das die Journalistin Leora Tanenbaum umfassend recherchiert und gut verständlich beschrieben hat. Diese Gefühle gehören in einen Tabubereich, da sie sehr schambesetzt von der einzelnen Frau erlebt werden. Indem Frau Tanenbaum die Hintergründe aufzeigt, die diese Gefühle entstehen lassen, trägt sie dazu bei, sie aus der Unterschwelligkeit ans Licht des Bewusstseins zu heben. Sie zeigt Möglichkeiten, stattdessen konstruktiv den eigenen Platz als Frau in der Welt zu finden. Und sie macht verständlich, wieso Frauen so indirekt miteinander in Wettbewerb treten. Die Ursache für weibliches Konkurrenzverhalten sieht sie in dem ständigen Druck sich beweisen zu müssen. Die gesellschaftlichen Rollenerwartungen sieht die Autorin dabei als zentrale Ursache und die innerpsychischen Verunsicherungen als deren Folge! Das Buch geht daher sehr auf die strukturellen Mechanismen von Frauen-Diskriminierung ein und beschreibt diese umfassend auf den Gebieten Schönheit, Liebe, Arbeitswelt, Mutterschaft und Sport.
Leora Tanenbaum zeigt das enorme Spannungsfeld auf, in dem Frauen dadurch leben, dass sie sehr widersprüchlichen Rollenerwartungen ausgesetzt sind und dies vor allem in allen Lebensbereichen gleichzeitig.
Der immense Beweisdruck, unter den sich vor allem erfolgreiche Frauen selbst setzen, liegt daran, dass sie sich ihrer eigenen Existenz in allen Lebensbereichen nicht sicher sind und meinen, nur durch überdurchschnittliche Leistung Anerkennung erhalten zu können. Die Gefahr ist, diese Spannung an anderen Frauen auszuleben. Konstruktiver wäre es, die überfordernden Strukturen mit anderen Frauen gemeinsam zu verändern und zugleich ihr Leben individuell zu gestalten.
Leora Tanenbaum ist ein nachdenkliches und Mut machendes Buch gelungen.
Ariston 2004
ISBN 3-7205-2511-2