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Buchrezension: Claire Shipman und Katty Kay, Womenomics – Bestimmen Sie Ihre eigenen Erfolgsregeln

von Barbara Hofmann-Huber am 15. Mai 2010

Gibt es eine Unterschiedlichkeit mit der Frauen und Männer an das Thema Arbeit und Karriere herangehen? Die Autorinnen meinen Ja durchaus – lesen Sie selbst!

Welch ein Wort: Womenomics – ach, es geht um Frauen und um Ökonomie!

Die Autorinnen kennen das Buch von Gerald Hüther „Männer“ nicht, es ist ja parallel erschienen, doch das Wissen auf dem das Buch von Gerald Hüther basiert, ist schon länger bekannt, sowohl in Deutschland als auch in den USA. Doch es ist ein irritierendes Wissen: viele Frauen haben einen anderen Bezug zu ihrer Karriere als Männer. Für Männer ist der Beruf das Thema Nummer eins, das erst eine Familiengründung ermöglicht. Für Frauen gibt es zwei Prioritäten: Beruf und Familie und damit ein Dilemma.

Aus der durchaus berechtigten Sorge heraus, dass die Biologie gegen Frauen benutzt wird, haben auch Frauen selbst lang gezögert, diese Themen öffentlich zu machen. Auch den Autorinnen ging es so. Beide sind erfolgreiche Journalistinnen und Mütter. Ihr Anliegen ist es, beide Verantwortungsbereiche so zu verbinden, dass auch für sie selbst noch ein konstruktives Lebensgefühl besteht, nicht nur eine chronische Überforderung. Sie suchen einen Lösungsweg für ein Dilemma, mit dem sehr viele Frauen immer wieder zu tun haben und zunehmend auch mehr Männer: Karriere und Familie in einer konstruktiven, sich ergänzenden Form zu verbinden. Ihr Lösung ist eine neue Haltung: „Ja, ich will arbeiten und ich will kreativ, effizient und erfolgreich arbeiten. Aber ich will es zu meinen Bedingungen tun: mit flexiblen Arbeitszeiten, fairer Bezahlung und der Möglichkeit, eine vernünftige Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden.“

Frauen haben sich und der Gesellschaft gezeigt, dass sie genauso leistungsfähig wie Männer sind. „Wir“ sind Bundeskanzlerin“ (Deutschland), Außenministerin (USA), um nur zwei Beispiele zu nennen. Doch zugleich ist immer mehr sichtbar, dass für viele, gerade best ausgebildete Frauen die Form der beruflichen Tätigkeit, der 16 Stundentag z.B. nicht wirklich attraktiv ist. Was die Autorinnen schildern, kann ich aus meiner Sicht auch für Deutschland nur bestätigen: Frauen gehen mittlerweile auf Karriereleitern nicht weiter nach oben, weil dort die Form der Arbeit unattraktiv für sie ist, nicht weil sie davon abgehalten werden.

Wieso ist das so? Das Interesse an Erfolg ist bei vielen Frauen ein wenig anders gelagert. Es gibt sehr maskulin ausgerichtete Frauen, ca. 20%, denen das männliche Erfolgsmodell entspricht und die sich darin aufgehoben fühlen und die auch diesen Weg der Priorität im Beruf gehen. Sehr feminin betonte Frauen machen die Karriere in der Familie, ca. 20%. Doch eine große Gruppe, die Mehrheit sucht einen „Weg dazwischen“, ein sowohl Erfolg im Beruf, als auch ein erfülltes Privatleben, eine Familie. Dazu gehört vor allem die Flexibilität in der Arbeitszeit um die beiden Bereich besser verbinden zu können. Dazu gehört auch eine beziehungsorientierte Komponente. Das Wissen darum, dass effizient zu arbeiten und sich wohlfühlen zusammen gehören können. Die Mitarbeiterführung von Frauen bringt schon heute sichtbare Steigerungen der Erträge. Diese besonderen Qualitäten wollen Frauen nicht nur gerne einbringen, sie wollen dafür auch geachtet, befördert und bezahlt werden.

Die Autorinnen haben ein leicht lesbares und gut recherchiertes Buch geschrieben. Beide sind erfolgreiche Profis und zugleich haben sie ihre eigenen persönlichen Erfahrungen reflektiert und einfließen lassen.

Es ist nicht nur eine Bestandsaufnahme und eine Faktensammlung, die das Buch so lesenswert machen. Außer dem Theorieblock, der spannend ist, ist es ein Ratgeber: es gibt viele Anregungen, wie das nun genau gehen kann und macht Mut, gleich das eine oder andere praktisch in den Arbeitsalltag umzusetzen. Denn die Zeit ist reif für Womenomics!

Gerade dadurch, dass es mittlerweile so viele sehr gut ausgebildete und motivierte Frauen gibt, besteht nach dem Gesetz der „Kritischen Masse“ auch die Möglichkeit, dass sich Frauen nicht nur an die Arbeitsstrukturen, die Männer für sich entwickelt haben, anpassen, sondern diese verändern und beeinflussen können. Wir leben in einer historisch erstmaligen Zeit, in der Frauen sich die Arbeitswelt nach ihren eigenen Wünschen gestalten können. Und sie gestalten sie damit auch für viele Männer, die nach neuen Lösungen in der Work-Life-Balance suchen. Konkrete erste Schritte sind gemacht, Frauen sind erfolgreich in ihrem beruflichen Leben, doch der eigentlich innovative Weg liegt noch vor uns: viel Spaß beim Lesen und dem aktiven Umsetzten!

Eichborn Verlag
ISBN 978-3821859965

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